Umwelt-DNA und partizipative Wissenschaft zur Kartierung der Grundwasserfauna

Figure 1 from https://doi.org/10.1038/s41598-023-44908-8

In unserer neusten Studie, die in Scientific Reports (https://doi.org/10.1038/s41598-023-44908-8) veröffentlicht wurde, nutzen wir partizipative Wissenschaft und Metabarcoding mittels Umwelt-DNA (eDNA), um Grundwasserflohkrebse zu untersuchen und ein umfassenderes Bild der Grundwasserfauna, einschließlich Mikroorganismen, zu erfassen. Durch die Kombination beider Methoden wurden gemeinsam vorkommende Flohkrebsarten und ihre Korrelation mit der gesamten Grundwasserbiodiversität aufgedeckt und unser Verständnis der unterirdischen Ökosysteme verbessert. Zusammengefasst schlagen wir vor, dass die beiden Methoden zur Untersuchung von Grundwasserorganismen geeignet sind, unabhängig voneinander oder, was noch effektiver ist, in Kombination angewandt. Diese Ansätze bieten wertvolle Instrumente für die Erforschung unbekannter Aspekte der Grundwasserbiologie.

Tipps für die Hälterung von Gammarus fossarum

Durchflusssystem an der Eawag für die Hälterung von Gammarus fossarum.

Obwohl die meiste Forschung von mir auf Wildfängen von Flohkrebsen beruht, wollte ich Flohkrebse schon immer auch unter Laborbedingungen halten und untersuchen können. Wie sich herausstellte, ist das gar nicht so einfach. Unsere jüngste Veröffentlichung in Science of The Total Environment beleuchtet einige der Dinge, die wir in den letzten Jahren gelernt haben. Während einige Amphipodenarten wie Hyalella azteca leicht in Aquarien gezüchtet werden können, sind Flohkrebse der Süsswasser-Gattung Gammarus aus Mitteleuropa bekanntermassen schwer im Labor zu halten und zu pflegen. Daher werden für die meisten Experimente Tiere aus Wildfängen verwendet. Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Verfügbarkeit von im Labor gezüchteten Tieren die bevorzugte Option. Um das Überleben und die Fortpflanzung in Laborkulturen von Gammarus fossarum zu verbessern, haben wir Tausende Individuen von G. fossarum gefangen und führten mehrere Experimente in unseren Laboreinrichtungen durch. Dabei haben wir das Nahrungsangebot, die Tageslänge, die Wassertemperatur, die Käfiggrösse usw. verändert. Wir ergänzten das Futter von G. fossarum mit proteinreichem Futter und boten zusätzliche Unterschlupfmöglichkeiten. Beide Massnahmen erhöhten die Überlebensrate der Populationen im Labor erheblich, insbesondere die Anreicherung des Futterangebotes. Wir manipulierten auch die Tageslänge (fest vs. variabel). Wir konnten keine signifikante Auswirkung der Tageslänge auf die Anzahl und die Fortpflanzungsaktivität von G. fossarum beobachten. Abgesehen von diesen Hauptergebnissen werden in der Publikation mehrere detaillierte Hälterungsprotokolle vorgestellt (https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2022.158730). Sie sind als Ausgangspunkt für künftige Experimente in den Umweltwissenschaften und der Ökotoxikologie gedacht, die sich auf im Labor gezüchtete G. fossarum stützen. Ich möchte allen danken, die an der Verbesserung unserer Laborkulturen von G. fossarum beteiligt waren, insbesondere Sarah Bollina, Eva Cereghetti, Morris Galli, Samuel Hürlemann, Silvana Kaeser, Chelsea Little, Manja Schleich. Ich möchte mich für die finanzielle Unterstützung durch die Eawag, die Universität Zürich und das BAFU bedanken.

Neuer Grundwasserflohkrebs entdeckt

Niphargus arolaensis, ein neu entdeckter Grundwasserflohkrebs aus der Schweiz

Dank der tatkräftigen Mithilfe vieler Brunnenmeister konnte Nicole Bongni in ihrer Masterarbeit eine bisher undokumentierte biologische Vielfalt im Grundwasser nachweisen. Der Fokus lag dabei auf den Flohkrebsen, insbesondere der Gattung Niphargus. Unter den Entdeckungen war auch eine komplett neue Art, die wir in Subterranean Biology nun wissenschaftlich beschrieben haben. Der Name der neuen Art: Niphargus arolaensis, der Aare-Grundwasserflohkrebs. Der Name rührt daher, dass wir die Art bisher nur an drei Standorten im Einzugsgebiet der Aare nachweisen konnten. Diese Forschung zeigt, dass wir den Lebensraum Grundwasser immer noch viel zu schlecht verstehen und daher auch nicht adäquat schützen können. Dank des Projektes AmphiWell können wir die Grundlagenforschung dazu aber weiterführen.

Gammarus fossarum ist Tier des Jahres 2021!

Er ist ein Botschafter für gesunde und vielfältige Bäche. Sein Vorkommen ist ein Indikator für ein funktionierendes Gewässer. Die Wahl von Gammarus fossarum zum Tier des Jahres soll als Wertschätzung für die vielen unscheinbaren Wasserorganismen verstanden werden, dank denen Süßwasserökosysteme funktionieren können. Weitere Information über das Tier des Jahres gibt es auf der Pro Natura Webseite.