Diversität der Flohkrebse in Flussnetzwerken

Amphipod Richness Rhine
Artenvielfalt von Flohkrebsen im Einzugsgebiet des Rheins in der Schweiz. Die lokale Vielfalt entlang des Flussnetzwerkes ist als heatmap dargestellt, wobei Flüsse und die Teileinzugsgebiete entsprechend der beobachteten Vielfalt eingefärbt sind (Figur aus Ecosphere 9(2): e02102)

Im kürzlich publizierten und frei zugänglichen Artikel in Ecosphere haben wir den Einfluss des Flussnetzwerkes auf unterschiedliche Diversitätsmasse der Flohkrebsvielfalt studiert. Erstmals wurde dabei die Unterscheidung zwischen einheimischen und nicht-einheimischen Arten innerhalb einer einzelnen Artgruppe und in einem grossen Gebiet gemacht. Die Studie deckte das 27,882-km2 grosse Einzugsgebiet des Rheins in der Schweiz ab und nutzte die Graphentheorie als theoretische Grundlage.

Muster der einheimischen und nicht-einheimischen Arten im Flussnetzwerk

Wie vermutet nimmt die Artenvielfalt entlang des Flussnetzwerkes zu, mit wenigen Arten in den Quellregionen und vielen Arten weiter unten im Netzwerk. Allerdings zeigen einheimische und nicht-einheimische Arten unterschiedliche Muster, wobei die oberen Regionen als Rückzugsgebiete für einheimische Arten dienen können und die grösseren Flüsse häufig bereits von nicht-einheimischen Arten besiedelt sind. Resultate zum Artenwechsel darauf hindeuten, dass die nicht-einheimischen Arten keine Anzeichen einer Ausbreitunslimitation zeigen. Die Flohkrebsgemeinschaften sind zudem innerhalb grösserer Teileinzugsgebiete ähnlicher zueinander, was den Einfluss der Vernetzung bestätigt.

Bedeutung für den Naturschutz

Unsere Resultate zeigen, dass Vernetzung eine wichtige Bedeutung bei der  Zusammensetzung von Artgemeinschaften spielen, gerade auch auf regionaler Ebene.  Flüsse und Bäche sind entscheidende Faktoren um biologische Invasionen erklären zu können.

Das Hölloch: Ein Niphargus-Hotspot

Drei neue Arten entdeckt

Unsere neueste Publikation in Systematics and Biodiversity beschreibt drei neue und endemische Niphargus-Arten in der Schweiz. Sie wurden im Hölloch in der Zentralschweiz entdeckt und bisher an keinem anderen Ort gefunden. Damit verbessert sich der Wissensstand über Flohkrebse in der Schweiz erneut, insbesondere für die Gattung Niphargus.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Dank der Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Hölloch konnten wir an diese spannenden Proben gelangen. Zudem waren es die Mitglieder, welche die Namen für die neuen Arten vorgeschlagen haben. Ohne deren Wissen und Kenntnis des gigantischen Höhlensystems wären es uns nicht möglich gewesen, diese Resultate zu publizieren.

Ein endemischer Flohkrebs in den Alpen

Endemic_amphipod_Gammarus_alpinus
Gammarus alpinus aus dem Lej da Silvaplauna (Schweiz)

Zusammen mit Florian Altermatt und Cene Fišer, konnte ich in meinem neuesten Paper eine neue Amphipodenart beschreiben, die endemisch für die Alpen ist. Was aus dieser Region bisher als circumborealer Gammarus lacustris Komplex identifiziert wurde, entpuppte sich als markant divergierende Abstammungslinie.  Innerhalb der Alpen handelt es sich um eine eigene Art. Aufgrund der natürlichen aber geographisch klar abgegrenzten Verbreitung haben wir die Art Gammarus alpinus sp. nov. getauft.

Bereits bedroht?

In Bergseen der Alpen findet man die Art noch relativ häufig. Aber trotz der relativ weiten Verbreitung ist die Art durch invasive Arten und den anthropogenen Druck in den natürlichen Habitaten wohl schon unter Druck. Daher hilft die Einteilung als eigenen Art hoffentlich den Schutzbemühungen. Unsere Studie wurde im Zoological Journal of the Linnean Society publiziert. Die Arbeit untermauert die Bedeutung eines auf mehreren Methoden basierenden Ansatzes zur Auflösung von kryptischer Diversität. Hiermit möchte ich mich zudem bei den vielen Personen und Institutionen bedanken, die uns bei dieser Arbeit unterstützt haben.

Alpine Zuckmücken der Schweiz

Lang

Unsere Studie über Zuckmücken in alpinen und nicht-glazialen Bächen ist über Schweizerbart erhätlich. Wir fanden sehr diverse und räumlich strukturierte Gemeinschaften dieser ökologisch bedeutenden Makroinvertebraten. Die meisten Arten waren selten und nur an wenigen Beprobungsstandorten zu finden. Regionale Muster widerspiegelten die Verteilung der häufigeren Arten. Daher sind Vorhersagen über zukünftige und durch den Klimawandel bedingte Zuckmückengemeinschaften schwierig zu machen und der Schutz dieser Lebensräume wichtig.

Flohkrebsgemeinschaften in Zuflüssen des Bodensees

LakeConstance

Ein ursprünglich als kleineres Semesterprojekt im Jahr 2011 gestartetes Projekt, das ein besseres Verständnis von Flohkrebsgemeinschaften in Zuflüssen des Bodensees ermöglichen sollte, wurde nun in BMC Ecology publiziert. Ich bin Florian Altermatt sehr dankbar, dass er mir damals dieses Projekt vorgeschlagen hat als ich meinen Master startete und dass seine Forschungsgruppe weiter an der Studie gearbeitet hat. Die Arbeit hat mich in die Welt der Flohkrebse eingeführt, mein Interesse an dieser äusserst interessanten Tiergruppe gefördert und schliesslich dazu geführt, dass ich nun ein Flohkrebsforscher bin.

In der Publikation berichten wir über stabile Muster der Artzusammensetzung und deren räumlicher Verteilung in kleineren Zuflüssen des Bodensees. Invasive Arten zeigten aber keinen deutlichen Einfluss auf die genetische Vielfalt der einheimischen Arten. Offenbar kann man Beobachtungen aus grossräumigen Studien über Invasionsbiologie nicht direkt auf diese kleineren räumlichen Prozesse übertragen.