Doktorarbeit: Verbreitung und Vielfalt der Flohkrebse in der Schweiz

Flohkrebse gehören zu den häufigsten und weitverbreitesten Krebstieren weltweit. In aquatischen Lebensräumen übernehmen sie eine wichtige ökologische Rolle innerhalb der Makroinvertebraten. Nahrungsnetze sind häufig von diesen Tieren abhängig. Obwohl die ökologische Bedeutung und die weite Verbreitung bekannt sind weiss man in vielen Gegenden noch erstaunlich wenig über die Flohkrebse, insbesondere auch in der Schweiz. Bisher gibt es beispielsweise noch keine detaillierte Übersicht über alle Flohkrebsarten der Schweiz, keinen Bestimmungsschlüssel und insbesondere über alpine und hochgelegene Lebensräume ist wenig bekannt. Die biogeographische Bedeutung der Schweiz als Quellgebiet vier grosser Haupteinzugsgebiete im Herzen Europas ist immer noch spärlich untersucht. In anderen Tier- und Pflanzengruppen lässt sich eine grosse Anzahl endemischer Arten beobachten, was die Bedeutung und die Empfindlichkeit dieser Habitate hervorhebt. Für Flohkrebse können ähnliche Muster erwartet werden, bedingt aber weitere Forschung. In meinem Doktorat möchte ich einige dieser Punkte besser beleuchten.

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G. alpinus aus dem Bodensee © Roman Alther

Die Bedeutung von Seitenbächen für die Vielfalt von Makroinvertebraten in Gletschereinzugsgebieten

Unzählige Gletscher weltweit sind in den letzten Jahrzehnten in Folge des Klimawandels massiv geschrumpft. Viele Studien in diesem Kontext haben sich auf die Fauna von Gletscher gespeisten (kryalen) Bächen fokussiert. Mit dem verminderten Einfluss von Gletscher in solchen Bächen ist eine verringerte Makroinvertebratendiversität zu erwarten. Doch in viele solcher Einzugsgebiete finden sich unzählige Bäche die beispielsweise durch Quellen (krenal) gespiesen werden. Sie beherbergen eine unterschiedliche Fauna zu jener von kryalen Bächen. In meiner Masterarbeit haben wir 41 solcher nicht-glazialer Seitenbäche fünf verschiedener Gletschergebieten in den Schweizer Alpen untersucht. Diese Daten dienten als Grundlage für die Beurteilung der Bedeutung solcher Gewässer für die Biodiversität in solchen Gletschereinzugsgebieten. Wir fanden eine beeindruckende Diversität von Makroinvertebraten in diesen Einzugsgebieten, wobei wir mehr als 64 Taxa aus 12 Gattungen fanden. An einzelnen Beprobungsstandorten fanden wir bis 24 Taxa. Die Häufigkeit, die Artenvielfalt (α-Diversität) und der Artwechsel (β-Diversität) war signifikant unterschiedlich zwischen verschiedenen Bächen. Dies gibt einen Hinweis auf die Bedeutung solcher nicht-glazialer Seitenbäche als potentielle Rückzugsorte für alpine Arten. Die Seitenbäche zeigten eine hohe Individualität in ihrer physikalisch-chemischen sowie ihrer faunistischen Zusammensetzung. Die meisten Arten konnten als selten klassifiziert werden und heben deren Bedeutung für die Untersuchung solcher Gebiete hervor. Die Resultate unterstreichen die Bedeutung solcher nicht-glazialer Seitenbäche für die Biodiversität alpiner Fliessgewässer und deren wichtige Rolle für den Fortbestand vieler Arten gegeben des fortwährenden Lebensraumwandels durch den Klimawandel.